ICH FINDE UNS
Tibor Pogonyi
Laufzeit: Do, 29. Mai – So, 15. Juni 2025
Vernissage: Mi, 28. Mai 2025, 18 Uhr
Der Künstler ist anwesend. Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten: Do, 29. Mai – So, 15. Juni 2025, 11 – 18 Uhr
Menschen unter Tüchern, Köpfe ohne Körper, enthobene Perspektiven, präsente Abwesenheiten – virtuos malt Tibor Pogonyi, was zu sehen ist und gleichsam das, was nicht zu sehen ist. Das nicht Erkennbare findet Gestalt im Auge des Betrachters, der damit Teil grenzüberschreitender Werke wird, die sich in den Gefühlen fort malen, die das Verhüllte und Ausgelassene in ihm wecken.
Ein moderner alter Meister
So sind Suchen und Finden für Tibor Pogonyi gleichberechtigte Polaritäten, die weder Zeit noch Prozess benötigen. Er sucht keine Motive, sie finden ihn. Blitzen als innere Bilder in seinem Geist auf, die er auf Leinwände übersetzt. Der intuitiven Herangehensweise an seine Bilder steht ein hohes Maß an technischem Können gegenüber – sein unverkennbarer Stil erinnert an den Ausdruck alter Meister wie Velázquez oder Tizian. Detailversessen hebt er Bild für Bild aus seinem Inneren, ohne sich ihrem Entstehungsdrang in den Weg zu stellen. „Die Malerei verhandelt nicht mit mir“, sagt Tibor Pogonyi, der im beschaulichen Eger, einer Stadt im Norden Ungarns geboren wurde und der jeder Unmöglichkeit trotzte, kein Maler zu werden.
Die Suche nach dem Menschsein
Sein Weg führte ihn schließlich von Eger nach München, wo er zur Jahrtausendwende sein Studium bei Fridhelm Klein an der Kunstakademie München begann. Im Gepäck trug er die unsichtbaren Tücher, die seine Malerei seit der Jugend begleiten – immer wieder malt er unter Tüchern verborgene Menschen, wobei die Draperien einen derart kraftvollen Ausdruck des Verborgenen zeigen, dass es kaum verwunderlich wäre, würden die Figuren plötzlich lebendig und sich enthüllen.
Diese Enthüllung ist es, die Tibor Pogonyi seit jeher fasziniert. Als Entsprechung des Begriffs Apokalypse kündigen diese Bilder den intensiven Moment vor einer Zeitenwende an. Sie zeigen den Augenblick vor dem Bruch – dem Aufbruch, dem Zusammenbruch, dem Durchbruch, dem Beginn von etwas Neuem.
Ob es nun Menschen unter Tüchern, wie reife Früchte vom Baum fallende Engel oder die Gesichter über das Meer Geflüchteter sind, Tibor Pogonyi zeigt in seinen Werken gleichsam die mächtige Stille der Schöpfung sowie die unbezwingbare Kraft des Daseins.
Tibor Pogonyi
Tibor Pogonyi wurde 1974 im ungarischen Eger geboren, wo er 1999 sein Kunst- und Germanistikstudium an der Pädagogischen Hochschule Eger abschloss. Von 2000 bis 2007 studierte er an der Kunstakademie München bei Fridhelm Klein und als Meisterschüler von Anke Doberauer. 2004 erhielt er ein Stipendium des Cusanuswerks.
Die Werke Tibor Pogonyis wurden unter anderem in München, Köln, Essen und Lübeck sowie in Amsterdam, Rom, Budapest, Kopenhagen und Basel ausgestellt. Er lebt mit seiner Ehefrau, der aus Südkorea stammenden Malerin Jiyun Cheon in München.