THE REAL WORLD – PAINTING 1987 – 2020

Adam Jankowski

Laufzeit: Do, 11. – Di, 16. November 2021
Vernissage: Do, 11. November 2021, 14 – 21 Uhr
Der Künstler ist anwesend und führt durch die Ausstellung
Öffnungszeiten: täglich, 14 – 21 Uhr, 2G, ohne Anmeldung

Programm:

Private View:
Fr, 12. November 2021, 19 – 21 Uhr
Artist Talk, Prof. Karlheinz Luedeking, Berlin:
Sa, 13. November 2021, 17 Uhr
Lyriklesung, Kornelia Koepsell, Berlin:
So, 14. November 2021, 17 Uhr
Vortrag, Dr. med. Hans Melderis –
„Über die Ebenen der Wirklichkeit aus naturwissenschaftlicher Sicht“:

Mo, 15. November 2021, 19 Uhr
Finissage:
Di, 16. November 2021, 14 bis 21 Uhr

Der Maler Adam Jankowski präsentiert in der Ausstellung „The Real World – Painting 1970 – 2020“ exklusiv ausgewählte Bilder aus seinen neuesten Zyklen, die sich mit den Befindlichkeiten der Gesellschaft und der Kunst der Gegenwart befassen. Dabei konfrontiert er die neueren Werke mit Arbeiten aus seiner Ausgangszeit.

The Real World? Adam Jankowski: „Wo und wie können wir ihr heute noch wahrhaftig begegnen? In der Enge der lärmenden urbanen Sozietäten? In der entspannten Gemütlichkeit der Land-Idyllen oder etwa in der epischen Weite der exotischen Biotope? Ist sie wohl in den engen Rastern von Mikroskopen zu finden? Oder in den unendlichen Bildweiten der Teleskope? Im Bildrauschen der digitalen Virtualität oder, am Ende, nur in der persönlichen Berührung zweier Individuen? Für den wirklichen Maler entsteht die reale Welt täglich aufs Neue auf der Leinwand – und sonst nirgends.“

Adam Jankowski, geboren 1948 in Danzig, gehört seit seinem Studium an der HfbK Hamburg (1970 – 76) zum „Urgestein“ der Hamburger Kunstszene. Der Maler lebt und arbeitet auf St. Pauli und seit 2014 auch in Berlin-Wedding. Die Hamburger Kunsthalle zeigt mehrfach seine Arbeiten, so etwa im Jahr 1972 („Erklärung einiger Dinge“), 1984 („Eva und die Zukunft“), 1990 („Kalte Strahlung“) und zuletzt im Jahre 2010 in der thematischen Schau „Unscharf. Nach Gerhard Richter“. Jankowski ist von 1987 bis 2013 Professor für Malerei an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Seine Werke befinden sich in vielen Museen in Deutschland und Österreich, wie der Hamburger Kunsthalle, dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt, dem Museum Moderner Kunst in Wien sowie in der Sammlung des Landes Niederösterreich.

Adam Jankowski beginnt 1966 in Wien mit abstrakten Malereien aus dem Bereich der geometrischen Abstraktion. Sein künstlerischer Ansatz steht im Widerspruch zu den Bildsprachen des Expressionismus, des Informell und der Wiener Schule des phantastischen Realismus, die damals den Kunstdiskurs in Österreich dominieren. Zusammen mit dem österreichischen Maler Robert Lettner (1943 2012), seinem Künstlerfreund aus Studienzeiten an der Wiener Kunstakademie (1968 – 70) entwickelt Jankowski die für beide Maler charakteristische Sprüh- und Abklebetechnik, die für die Wirkung ihrer Malerei optische Wahrnehmungsphänomene (additive Lichtmischung) aktiviert. Die Verwendung der mit Pressluft angetriebenen Sprühpistole für den Farbauftrag der Malerei wird von beiden Malern als eine Analogie zu dem Entwicklungsstand der zeitgenössischen Technik verstanden, die diese durch die neuen Technologien der Weltraumfahrt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreicht hat (Mondlandung).

Politisiert durch die Ereignisse der Studentenbewegung von 1968 sucht Adam Jankowski während seines Kunststudiums nach bildnerischen Wegen, die ihm die Möglichkeit geben, die Wirklichkeit sowohl allgemeinverständlich realistisch als auch abstrakt darzustellen. Hier werden für ihn die Darstellungstechniken der Fotografie und des farbigen Fernsehbildes wichtig, da sie es ermöglichen, mit den Gestaltungsmitteln abstrakter Strukturen realistisch wirkende Szenarien zu malen.

Im Verlauf seiner Bildforschung zu den Themen Natur und Technik beginnt Jankowski in den 1990er Jahren an der Problematik der simultanen Darstellung von Phänomenen aus den Bereichen Sichtbare Welt/Mikrokosmos/Makrokosmos der Astrophysik zu arbeiten. Er versucht in seinen Bildern neue Realitäten darzustellen, die von sich heraus – weil sie keinem einheitlichen Gegenstandsbereich zuzuordnen sind und nicht demselben Realitätsbereich angehören – über unsere gewohnte Seherfahrung hinausgehen. In diesem Zusammenhang greift Adam Jankowski für seine Malerei die Methode der experimentellen Bildmontage auf und teilt seine Bilder mit harten und malerisch sichtbaren Trennschnitten in vertikale Segmente auf. Im Bild können auf diese Weise höchst unterschiedliche Ansichten der Realität gleichberechtigt miteinander montiert und nebeneinandergestellt werden. Mit diesem bildschaffenden Verfahren entstehen Simultanlandschaften, die unterschiedliche Strukturen der Wirklichkeit in der Bildsprache der Abstraktion zusammenbringen und die Realität in einer neuartigen komplexen Bildlichkeit analysieren.

Adam Jankowski wendet seine Form medialer Bildanalyse und bildlicher Synthese in den 2000er Jahren noch einmal. Von der Erfahrung der Bilddarstellung der elektronischen Medien ausgehend, greift Jankowski das Zeilenraster ihrer Bilder auf und überträgt dieses in seine Malerei, die sich in diesen Jahren vor allem mit der Möglichkeit der zeitgemäßen Landschaftsdarstellung widmet. In diesen assoziativen Annäherungen an konkret erlebte Landschaften untersucht Adam Jankowski analytisch die Möglichkeiten der Verbindung des Technischen und des Poetischen: Wie kann man diese sich widersprechenden Ausdrucksmodi miteinander verbinden? „Das ist meine Lyrik-Produktion, mein privates Arkadien“, sagt der Künstler, um diesen poetisch aufgeladenen Werkkomplex von dem „politischen Essay“ seiner Jugend oder der „epischen Landschaftsnarration“ seines Mittelwerkes zu unterscheiden.

In seiner Serie der „Fenster-Bilder“ („Windows to Eternity“, „Windows to the East“) thematisiert Adam Jankowski die kristalline Räumlichkeit der virtuellen Bilder und die immaterielle Anmutung des Computerbildes. Jankowskis „polyfokal“ (Werner Hofmann) geschichtete „Fenster-Bilder“ inszenieren beinahe skulptural einen elektronisch zertrümmerten, unbestimmten Raum, voller optischer Schwingungen und spektraler Farbstrahlung. Dieser neuartige „elektronische Kubismus“ untersucht analog das Problem der vielschichtigen Fragmentarisierung der zeitgenössischen Wirklichkeit auf Grundlage der komplexen modernen Darstellungsformen der digitalen Medien und den daraus resultierenden Sehgewohnheiten.

A. J., Arbeitstagebuch: „Hamburg, 15. Januar 2014. Setze die Malerei fort. Elektronischer Kubismus. Meine Malerei strebt immer mehr in Richtung eines artifiziellen Kubismus im Zeitalter der elektronischen Medien. Die abstrakte Erscheinung der vertrackten Bildebenen bringt diverse Realitäten zum Vorschein.“

www.adamjankowski.de