TOO MUCH FUTURE
Tronje Thole Van Ellen
Laufzeit: 13.08.2020 bis 16.08.2020
Vernissage 1: Do. 18:00 Uhr
Vernissage 2: Do. 20:00 Uhr
„Der Mund ist so voll, dass man nicht mehr schlucken kann.“
…so beschrieb der Hamburger Künstler Tronje Thole van Ellen das Jetzt vor der Pandemie. Das Gefühl, alles machen zu können und deswegen auch alles machen zu müssen, wuchs zu einem überwältigendem Geschwür der Möglichkeiten – welches nun auf einen Virus trifft.
„TOO MUCH FUTURE“
Hieß die Ausstellung in der Barlach Halle K in Hamburg, bis sie wegen der Pandemie nicht mehr stattfinden konnte. Eine Welle, die die gesamte Welt mit den gleichen Fragen übermannen zu scheint, malt auch in die Bilder von van Ellen eine Zeitgrenze. Wie ein konfuser Rückblick auf wer wir waren treten uns die Werke entgegen als andersartige Zeitzeugen, und tragen vielleicht zur Formulierung, wer wirklich sein wollen, bei. Ein neuer Kontext brauchte einen neuen Namen, sodass aus TOO MUCH FUTURE
„FUTURE“
wurde.
Sehr klar und ohne Angst vor Banalitäten zeigt uns van Ellen seinen Weg von echter Schmierzettelkunst zur Malerei.
Direkte Abbildungen van Ellen’s Wahrnehmung unserer Gesellschaft, vor und in Corona, treffen in seinen Werken auf dunklen Hintergründen als fleischfarbene Nicht-Erzählungen lebender Wesen aufeinander. Dazwischen tauchen immer wieder klare Figuren auf, die teilweise eine trotzige Stumpfheit mit sich bringen – wie wir sie nur zu gut aus dem Alltag kennen.
Wie eindrucksvolle, flüchtige Beobachtungen tauchen Dinge und Themen auf und verschwinden sogleich wieder. Darauf lose Striche, die kindlich frei geführt ins Nichts weisen. Und Räume die sich ausschließlich zusammenaddieren aus den nicht konstruierten Geschehnissen. Ein einziges poetisches Durcheinander aus aktuellen sozialkritischen Themen erzeugt wütend, fast melodramatisch, das möglichst ehrlichste Chaos. Das Chaos vor und während der Pandemie. Als Gegengewicht zu all der Fülle und fast schmerzhaften Zerstreuung immer wieder die Farbe Weiß. Diese formuliert höchstens den leisen Wunsch nach Klarheit, doch eine Antwort gibt es nicht. Der Künstler selbst sucht ausschließlich nach dem ehrlichsten Ausgangspunkt. So vehement, dass Pinsel oft den Händen weichen müssen oder die linke, ungeschulte Hand die Führung übernimmt.
Van Ellens Ist-Zustände reihen sich aneinander – ohne Auflösung. Die Leinwände werden zu Einladungen, die losen Enden unserer Gesellschaft nach Belieben zu ergreifen und daraus zu machen, was wir wollen. Ein Dialog zu erforschen, wie viel Bedeutsamkeit in der Fülle unseres Chaos liegt. Ein Dialog der nun wichtiger als je zuvor scheint.
Fast erholsam ehrlich ergänzt Tronje Thole van Ellen die Kunstwelt mit seiner aufwühlenden, unprätentiösen Malerei, und lädt Sie ein auf einen Moment der Anstöße ohne Urteile. Die Zukunft freut sich auf Sie.
Text: Mona Mandouri, 2020